David Records München

 

Jiddisch is gor nischt asoj schwer -  von Wilna nach Jerusalem -

Kommentare aus dem Booklet

1 Owntlid = Abendlied  (Sprache: Jiddisch) Der jiddische Poet Itzik Manger (1901–1969) siedelte 1929 aus Rumänien nach Warschau über. Itzik Manger, der 'Prinz der jiddischen Ballade', (geb. 1901 in Czernowitz, gest. 1969 in Israel) beschreibt in seinen Gedichten und Balladen die Welt des osteuropäischen Judentums, welche mit der Vernichtung untergegangen ist. Er siedelte 1929 aus Rumänien nach Warschau über und gelangte in den 30er Jahren zu Berühmtheit. Seine Dichtung wurde u.a. auch von der deutschen Romantik beeinflusst. Er emigrierte 1938 nach England, später in die USA. Zweite Popularität erlangte er ab den 50er Jahren in Israel. Itzik Manger schrieb und rezitierte in Jiddisch. Das Gedicht von Itzik Manger drückt das Streben nach Vollendung aus, die Sehnsucht, im harmonischen Kosmos aufgehoben zu sein. Der Dichter wünscht sich, die Schönheit der ihn umgebenden Natur möge wie die Reinheit des Gebetes in sein Gedicht scheinen. Anlässlich einer Festrede zu seinem 60. Geburtstag in New York, 1961, hat Manger das Lied als Abendgebet vorgetragen: Euch möchte ich lediglich darum bitten, in Euren Herzen still Amen zu sagen.

2 Unter di grininke bejmelech = Unter den grünenden Bäumchen  (Sprache: Jiddisch) Chaim Nachman Bialik (1873–1934), gehört zu den größten modernen hebräischen Dichtern. Als Essayist, Erzähler, Übersetzer und Herausgeber übte er tiefen Einfluss auf die jüdische Kultur aus. Bialik wurde im Dorf Radi, in der Nähe von Schitomir in Wolhynien, geboren.

3 Schtiler, schtiler = Schtil, schtil  (Sprache: Jiddisch) Ponary, Ponar, die Vorstadt von Wilna, war der Ort der Massenvernichtung der Wilnaer Juden. Das Lied wurde für einen Musikwettbewerb im Ghetto geschrieben, und die Melodie komponierte Alexander Wolkovisky im Alter von nur 11 Jahren.

4 Derech shtej nekudot over rak kaw jashar echad  Zwischen zwei Punkten verläuft nur eine Gerade  (Sprache: Hebräisch) Jehuda Amichai (1924–2000), einer der bedeutendsten zeitgenössischen israelischen Dichter und Schriftsteller, wurde unter dem Namen Ludwig Pfeufer 1924 in Würzburg als Sohn einer orthodoxen jüdischen Familie geboren. Nachdem die Nazis an die Macht gekommen waren, beschloss die Familie Deutschland zu verlassen und emigrierte 1935 nach Eretz Israel. Zunächst lebte die Familie kurze Zeit in Petach Tikwah, bevor sie nach Jerusalem übersiedelte. Im Zweiten Weltkrieg kämpfte Amichai in der jüdischen Brigade der britischen Armee, 1947 schloss er sich den Truppen der Unabhängigkeitsbewegung an und kämpfte an der südlichen Front. Er nannte sich jetzt Jehuda Ami-chai. Der Name bedeutet 'Mein Volk lebt'.

5 Geto = Ghetto  (Sprache: Jiddisch) Broydo Kasriel (1907–1945), schrieb das Lied im Ghetto Wilna, wo er als Theater- und Konzertdirektor aktiv war. Nach seiner Verhaftung durch die Gestapo wurde er interniert in ein lettisches Konzentrationslager. Im Januar 1945 wurde er zusammen mit mehreren hundert Juden nach Deutschland verfrachtet und in der Baltischen See bei Königsberg (Kaliningrad) ertränkt.

6 Asma Asmaton   Lied der Lieder aus dem Mauthausen-Zyklus (Sprache: Griechisch) Am 7. Mai 1995 wird die Mauthausenkantate unter der Leitung des Komponisten und Dirigenten Mikis Theodorakis in der Gedenkstätte Mauthausen aufgeführt. Im August 1938, fünf Monate nach dem 'Anschluss' Österreichs an das Deutsche Reich, wurde in der Nähe der oberösterreichischen Kleinstadt Mauthausen von der SS ein Kon-zentrationslager errichtet für politisch-ideologische Gegner, die zur Zwangsarbeit in Rüstungsbetrieben herangezogen wurden. Zwischen 1938 und 1945 waren mehr als 200000 Personen aus ganz Europa inhaftiert, etwa die Hälfe wurde dort ermordet.

7  Jiddisch is gor nischt asoj schwer = Jiddisch ist gar nicht so schwer  (Sprache: Jiddisch) Text: Chaim Frank, Musik: Nizza Thobi Jiddisch ist nicht nur Sprache, sondern auch Lebensauffassung und Weltanschauung. In Situationen schreienden Elends suchte der Jude Zuflucht in der Lehre und schöpfte seine Kraft aus dem Wort. Seine Wurzeln hat das Jiddische im Mittelhochdeutschen. Nur etwa ein Achtel machen hebräische und rund ein Zehntel slawische Sprachelemente aus. Geschrieben wird es in stummen Konsonanten in hebräischen Lettern von rechts nach links, doch lässt es sich auch in lateinischer Transkription lesen. Bis zum Holocaust war Jiddisch für circa 12 Millionen Juden osteuropäischer Herkunft noch Muttersprache, die Mameloschen, wie sie sie liebevoll nannten. In der renommierten Enzyklopädie Websters figurierte Jiddisch unter den sieben Weltsprachen. Heute sind es höchstens 2 Millionen Menschen, die Jiddisch beherrschen. Nachdem das literarische Werk von Isaac Bashevis Singer 1978 mit dem Nobelpreis für Literatur gekrönt wurde, erhielt Jiddisch als eigenständige Sprache weltweite Anerkennung.

8  Git mir op mazl-tov = Wünscht mir Massel Tow  (Sprache: Jiddisch) Musical ’Heaven On Earth’

9  Neula hi dalti  Meine Tür ist verriegelt (Sprache: Hebräisch) Der Dichter, Schriftsteller, Lehrer und Direktor des hebräischen Gymnasiums in Lemberg, Jitzchak Katzenelson (1886–1944), wurde 1886 in Kareliz bei Minsk geboren. Im Dritten Reich war er wegen seiner öffentlichen Stellung sehr gefährdet. Im Warschauer Ghetto verlor er seine Frau und zwei Söhne. Im August 1943 wurden er und sein dritter Sohn Zvi in ein Internierungslager nach Vittel, Frankreich, überführt. Wenige Monate vor der Befreiung Frankreichs durch die Alliierten wurde ein Teil der Insassen ins Vernichtungs-lager Auschwitz deportiert. Unter ihnen waren Jitzchak Katzenelson und Zvi. Der Dichter hatte noch in Vittel Frau Ruth Adler seine Schriften in Verwahrung gegeben. Sie brachte die Manuskripte, im Griff ihres Koffers versteckt, nach Eretz Israel. So konnte seine Elegie 'Großer Gesang vom ausgerotteten jüdischen Volk' gerettet werden. Jitzchak Katzenelson und sein Sohn Zvi wurden im Mai 1944 in Auschwitz ermordet.

10 Baal-Shem, Nigun, 2nd Movement of Chassidic life – 1923 from Suite for violin and piano by Ernest Bloch [1880–1959] (Instrumental) Der Chassidismus, abgeleitet von Chessed, Gnade Gottesliebe und Frömmigkeit, ist eine jüdische mystische und ekstatische Bewegung. Sie entstand in den Südprovinzen Polens, wo die sozial unterdrückte jüdische Bevölkerung für die Lehren des Rabbi Israel ben Elieser, genannt Baal-Schem-Tow 1700–1760 (wörtlich übersetzt: Herr des guten Gottesnamens, ein Wundertäter) empfänglich war. Lebensbejahung und Freude waren das Charakteristikum des chassidischen Lebens. Alles, was Freude schaffen konnte, bekam religiösen Wert, auch Essen und Trinken, Alkoholgenuss, Gesang und Tanz, unter Umständen auch die Askese. Später zeichnete sich die Chassidische Bewegung allerdings vor allem durch religiösen und moralischen Rigorismus aus. Die Chassidim gehören heute der strenggläubigen jüdischen Orthodoxie an.

11 A Dudele  (Sprache: Jiddisch) Das Lied, das aus der Chassidischen Bewegung stammt, die ihren Anfang im 18. Jahrhundert nahm, pflegte Rabbi Jitzchak von Berditschew zu singen. Das chassidische Lied ist ein ekstatischer Ausdruck von Liebe und Glaube an den Herrscher der Welt, der in allem gegenwärtig ist, an allen Orten und zu allen Zeiten.

12 Don Bueso Y Su Hermana = Don Bueso und seine Schwester ( Sprache: Ladino bzw. Español) Das Lied in Ladino basiert auf dem deutschen Kudrun-Epos aus dem frühen 13. Jh. u. gehört zu den Epen der Brautwerbung. Dieses Lied wurde während der Kreuzzüge von der arabischen Halbinsel nach Spanien gebracht. Ladino, auch Español genannt, ist die Sprache der Sefarden-Juden, die Ende des 15. Jh. aus ihrer spanischen Heimat, S'farad, vertrieben wurden und die im damaligen Osmanischen Reich Zuflucht fanden. Vor allem in der mazedonischen Hafenstadt Saloniki, damals ein entvölkerter Ort von gerade noch 3000 Einwohnern, ließen sie sich nieder. Sie verhalfen Saloniki zu neuer wirtschaftlicher und kultureller Blüte. Vier Jahrhunderte lang war das ihre Stadt, sie nannten sie 'Madre de Israel' und 'Jerusalem des Balkans'. Sie bewahrten über die Jahrhunderte spanische Kultur und Sprache. Dabei gelang es ihnen, ihr Spanisch zur gemeinsamen Sprache aller Juden im Osmanischen Reich zu machen. Judenspanisch oder Ladino, wie es auch genannt wird, wurde damals von einem großen Teil der Griechen gesprochen.

13  Tzu schpejt = Zu spät (Sprache: Jiddisch/English) Henry Berman (1892–1952) sang zu Beginn seiner Karriere vornehmlich amerikanisches Material, kam aber dann in den dreißiger Jahren zu seiner ersten Sprache, dem Jiddischen, zurück, als er in den jüdischen Clubs und Restaurants an der Lower East Side Arbeit fand. Obwohl Berman nur eine viertklassige Schulbildung hatte, war er ein geschickter Textdichter und übersetzte viele jiddische Songs ins Englische. 1939 und 1942 schrieb er die Texte für 'Abi er ken tanzn' und 'Tsu schphejt'. Beide Songs wurden von den Barry Sisters für RCA Viktor aufgenommen u. haben über die Jahre unter den jüdischen Songs den Status von Klassikern erreicht.

14  Shir Capoth raglajich  Deine weißen Sohlen (Sprache: Hebräisch) Pinchas Sadeh (1929–1994) emigrierte 1934 von Polen nach Eretz Israel. Er studierte in Tel Aviv und zog dann nach Jerusalem, wo er als Wachmann und Schäfer arbeitete. 1951 begann er zu schreiben. Er publizierte und übersetzte Sammlungen von Lyrik und Novellen und erstellte eine Anthologie über chassidische Legenden. Sadeh erhielt 1990 den Bialik Preis.

15 S’brent = Es brennt Das Lied wurde 1938 nach einem Pogrom in Polen von Mordechai Gebirtig (1877–1942)geschrieben. Der Autor, Liedermacher u. Volkssänger war Widerstandskämpfer während der deutschen Besatzung des Krakauer Ghettos. In Krakau kamen rund 40000 Juden um. Mordechai Gebirtig wurde von einem deutschen Soldaten erschossen.

16) Un a jingele wet sej firn = Und ein Knabe wird sie führen (Sprache: Jiddisch) Die Wölfe werden bei den Lämmern wohnen und die Parder bei den Böcken liegen. Ein kleiner Knabe wird Kälber und junge Löwen und Mastvieh miteinander treiben. Kühe und Bären werden auf der Weide gehen, dass ihre Jungen beieinander liegen; und Löwen werden Stroh essen wie die Ochsen. Und ein Säugling wird seine Lust haben am Loch der Otter, und ein Entwöhnter wird seine Hand stecken in die Höhle des Basilisken. (Das Jüngste Gericht, Jesaja 11, 6-8)

17 Neder  Ein Gelübde (Sprache: Hebräisch) Dieses Gedicht wird oft in Zeremonien in Yad Va'shem verwendet. Abraham Shlonsky (1900–1973) ist als einer der großen hebräischen Dichter des 20sten Jahrhunderts anerkannt. Er wurde in einer chassidischen Familie in der Ukraine geboren. 1922 emigrierte er nach Eretz Israel. "Ich will ihnen in meinem Hause und in meinen Mauern einen Ort und einen Namen geben, besser denn Söhne und Töchter; einen ewigen Namen will ich ihnen geben, der nicht vergehen soll." (Jesaja, Kap. 56, Vers 5). Yad Va'shem ist die nationale Gedenkstätte in Israel zur Erinnerung an die Verfolgung und Ermordung der Juden durch die Nationalsozialisten. Die Gedenkstätte wurde im Februar 1947 in Jerusalem eröffnet. Nach dem eigens verabschiedeten Yad-Va'shem-Gesetz dient die Einrichtung dem Gedenken an die sechs Millionen ermordeten Juden, an die aufgelösten und zerstörten jüdischen Gemeinden, die Untergrundkämpfer und Gefangenen und an die Gerechten unter den Völkern, die für die Rettung von Juden ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben.

 

Nizza Thobi 2006
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